4chan und der Hack, der keiner war: Eine selbstverschuldete PHP-Katastrophe
Ist es wirklich ein Hack, wenn man eine Website auf PHP 5.6 zum Absturz bringt? Eigentlich ist das Gegenteil die Kunst: Sie überhaupt noch am Laufen zu halten. 4chan bewies mal wieder: Wer 2025 auf Digital-Archäologie setzt, braucht sich über Einbrüche nicht zu wundern.
Soyjak.party, 4chans liebster Hasskonkurrent (entstanden aus den Trümmern des gebannten /qa/-Boards), hat zugeschlagen. Unter der Führung eines besonders redseligen „Chud“ führte die Gruppe ihren Hacker-Streich durch – ein Jahr lang unbemerkte Zugriffe, ein Revival des toten /qa/-Boards und geleakte Daten inklusive 4chan's PHP Source-Code.
Sicherheitslücke und Angriffsweg
Der Hack nutzte eine dreifach veraltete Sicherheitsarchitektur: 4chan erlaubte zwar PDF-Uploads auf Boards wie /pol/ oder /gdl/, verzichtete aber auf eine echtedateitypenprüfung. Dadurch konnten Angreifer PostScript-Dateien mit Schadcode einschleusen, die das System blind an Ghostscript zur Thumbnail-Erzeugung übergab – in einer Version von 2012, die längst als anfällig bekannt war. Über gezielte PostScript-Befehle gelang nicht nur Codeausführung, sondern durch eine fehlerhafte Binärdatei sogar die Eskalation zu Administratorrechten. Eine Kettenreaktion, die nur möglich war, weil 4chan gleich an mehreren Stellen IT-Archäologie betrieb: unsichere Dateiverarbeitung, ungepatchte Software und fehlende Privilegientrennung.
Seit Christopher „moot“ Poole die Plattform 2003 ins Leben rief, steht 4chan wie ein monolithisches Relikt der frühen Internetkultur da – sperrig, ungezähmt und gerade deshalb unersetzlich. Während andere Plattformen modischen UX-Trends hinterherhechelten, bewahrte sich /b/ seine anarchische Rohheit: zerbröselndes PHP-Relikt und ein Design, als wäre es mit Telnet und Trotz gebaut. Dieser Hack legt die Schattenseiten dieser Sturheit offen – doch eben jene Unnachgiebigkeit macht 4chan zum lebendigen Archiv des digitalen Untergrunds. Möge es weiter gedeihen – nicht trotz, sondern wegen seiner Dysfunktionalität.